Das Moin Moin schlüpft Hannes Drews zuweilen über die Lippen, obwohl er doch mit Glückauf hätte grüßen wollen. „Ist nicht bös’ gemeint, aber das steckt uns Nordlichtern halt im Blut”, meint der 35-Jährige. Kein Problem, denn ansonsten ist der neue FCE-Chefcoach in jeder Hinsicht bei den Lila-Weißen angekommen: „Und wenn die Mannschaft an die Erfolge gegen Ingolstadt, Lautern und Sandhausen anknüpfen kann und ich demnächst eine hübsche Wohnung in Stadionnähe finde, ist alles perfekt.”

 

Am 27. März 1982 in Neumünster geboren und im benachbarten Nortorf aufgewachsen, nahm ihn sein älterer Bruder Achim mit acht Lenzen zum dortigen Fußballverein TuS Nortorf mit.  In Sachsen kaum bekannt, ist der Ort zwischen Nord- und Ostsee ein Begriff. „Hier liegt der geografische Mittelpunkt des Bundeslands Schleswig-Holstein und Musikfreunde wissen auch Bescheid. Wir haben ein spannendes Schallplattenmuseum, das an die legendäre Marke Teldec erinnert”, wirbt der Veilchen-Coach für seine Heimat.
Doch zurück zum fußballbegeisterten Jungen von damals. „Ich hab’ in der Jugend jede Position probiert, bin gern viel gelaufen, war zeitig aufs Mittelfeld festgelegt”, erinnert sich der Neu-Auer, der schon als Juniorenspieler parallel Kindermannschaften trainierte. Bereits mit 16 erwarb Hannes seine erste Trainerlizenz. „Ich war Landesauswahlspieler und bekam die Chance, den Schein zu machen. Darum brach ich den Familienurlaub auf Mallorca nach einer Woche ab, um den Lehrgang in Malente zu absolvieren”, kommentiert Drews seinen frühen Ehrgeiz.                     Als der Fußballer die Töppen verletzungsbedingt schon mit Anfang zwanzig an den Nagel hängen musste, konzentrierte er sich umso mehr auf seine Trainerzukunft. Bald wurde er Co-, dann verantwortlicher Trainer des Männerkaders in der Verbandsliga. Doch auch als der Schleswig-Holsteiner vor sechs Jahren zu Holstein Kiel wechselte, um mit der U 19 und U 17 zu arbeiten, blieb Fußball zunächst noch Hobby. Er arbeitete erst als IT-Systemkaufmann, sattelte dann zum Versicherungskaufmann um. „Ich habe dort verschiedenste Menschen getroffen und gelernt, mit unterschiedlichen Charakteren und Situationen umzugehen. Dies hilft mir als Trainer genauso wie das, was mir meine Familie mitgab. Papa hat mir immer ruhig und sachlich Hinweise gegeben, wenn ich als kleiner Kicker Fehler machte. Seine Worte ,akzeptieren, respektieren, honorieren’ fallen mir auch im Umgang mit Profis oft ein”, sagt Drews. Als Versicherung und Training partout nicht mehr zu vereinbaren waren, entschied er sich 2014 fürs Risiko, gab den sicheren Job auf und konzentrierte sich voll und ganz auf die U 17 der „Störche”. Hannes wollte überregional spielen, sich in der Juniorenbundesliga mit den Besten messen. Nach zwei Jahren übernahm der junge Coach, mit der B-Jugend eben Regionalligameister geworden, die U 19 in der Bundesliga und durfte die Früchte seiner Arbeit ernten. Denn 2016 kürten ihn Experten, Fans und Sportjournalisten zum Trainer des Jahres im nördlichsten Bundesland
Umso schwerer fiel ihm, seine Jungs Anfang September 2017 zu verlassen. „Doch die 2. Bundesliga, meine neue Aufgabe hier in Aue, ist superinteressant. Diese Chance musste ich nutzen, zumal die Gespräche mit Herrn Leonhardt und dem Trainerstab sehr, sehr gut verliefen. Robin, Werner und Max, die ganze Mannschaft haben mich gleich hervorragend aufgenommen. Jeder in der Geschäftsstelle hilft, wo er kann”, gibt der Fußballlehrer erste Aue-Eindrücke wider. Familiär, herzlich, auf Teamwork fokussiert; genauso wie er das von Holstein Kiel kenne. Zeit, das Erzgebirge kennenzulernen, sei zwar noch nicht gewesen, doch das wolle er gemeinsam mit seiner Freundin nachholen. Und demnächst unbedingt mal beim EHV Aue in Lößnitz zuschauen. Denn als Kieler kommt man am Handball nicht vorbei...

 

Text: Olaf Seifert       Foto: Foto-Atelier LORENZ